Stiftung Schönau stellt Versuchsfläche im Kollekturwald Mannheim zur Verfügung

Während eines Gesprächs im Rahmen eines Interviews mit dem Mannheimer Morgen Ende September 2022 bekam das Aktionsbündnis Waldwende Mannheim seitens der Stiftung Schönau, vertreten durch Herrn Philipp (Forstbetriebsleitung) ein überraschendes und zugleich sehr erfreuliches Angebot: Die Stiftung Schönau möchte innerhalb des Kollekturwald Mannheim eine Versuchsfläche von einem Viertel Hektar (50 x 50 m) zur Verfügung stellen.

Diese soll nach den Vorstellungen/Vorgaben des Aktionsbündnisses (auf schonende Art und Weise) bearbeitet werden, sodass die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) und andere invasive Neophyten wie Robinie und Götterbaum, von denen der Kollekturwald (und viele andere Bereiche des Käfertaler Waldes) insgesamt stark durchsetzt ist, zurückgedrängt werden und somit Platz für heimische Pflanzenarten geschaffen wird. Auf den frei gewordenen Bereichen sollen bestimmte Baumarten wie z.B. Stiel-Eiche durch einen Mix aus Naturverjüngung, Saatgutausbringung und Pflanzungen etabliert werden. Durch dieses Projekt soll auch herausgefunden werden, welcher Zeitaufwand für eine manuelle Bearbeitung erforderlich ist und inwieweit sich das Vorgehen, auch unter ökonomischen Gesichtspunkten, auf größere Flächen übertragen lässt.

Aber was bedeutet denn, eine schonende, manuelle Vorgehensweise?
Hierzu vorweg ein kurzer Rückblick: Die Waldeigentümerin, die Stiftung Schönau (zuvor: Evangelische Stiftung Pflege Schönau) möchte den sogenannten Kollekturwald im Rahmen einer Ökokontomaßnahme binnen 8 Jahren sukzessive ‚umbauen‘. Kurz gefasst ist das Ziel, die oben erwähnten Neophyten weitestgehend zu beseitigen und einen klimastabilen, zukunftsfähigen Wald zu schaffen. Jedoch gab und gibt es sehr unterschiedlichen Ansichten, wie dieser ‚Umbau‘ vollzogen werden soll. Bereits vor Beginn der Maßnahme. Mehrere Akteure aus unterschiedlichen Naturschutzverbänden und Initiativen hatten Kritik zu bestimmten Punkten vorgebracht und auch mehrere Vorschläge zu Alternativen gemacht. (Siehe hierzu auch die Stellungnahmen https://www.wald-mannheim.de/aktuelles/stellungnahme-zum-vorhaben-kollekturwald-der-pflege-schoenaudurch-die-ag-wald-mannheim-am-16-07-2020/

Die dann seinerzeit seitens der Projektplanung beschlossenen und dann auch bisher durchgeführten Maßnahmen (seit Herbst 2021) zur Flächenvorbereitung und Pflanzungen entsprechen nicht den Vorstellungen des Aktionsbündnis Waldwende Mannheim (und anderer Akteure aus dem Natur-/Waldschutz-Bereich.) Es wurden neben den Traubenkirschen und Robinien auch viele Kiefern und einige andere Bäume gefällt; ältere Exemplare der Traubenkirsche wurden mittels Bagger samt Wurzeln herausgerissen, wodurch der Oberboden quasi gepflügt und somit inkl. Humusschicht zerstört wurde; es wurden Rückegassen in Abständen von +/- 20 m angelegt, die dann entsprechend mit schweren Maschinen befahren wurden. Der Großteil des Totholzes wurden von den Flächen geschafft (Ein kleiner Teil wurde auf den Flächen belassen bzw. wieder eingebracht). Die Umbauflächen wurden dann großräumig umzäunt. Vom Prinzip her wurde hier weitestgehend die gleiche (aber nicht völlig identische) Methodik angewandt, die auch die Stadt Mannheim auf ihren Flächen angewandt hatte. Weitere Infos siehe z.B. https://www.wald-mannheim.de/aktuelles/forstbetrieb-foerdert-durch-waldumbau-ausbreitung-invasiver-neopyhten/

Nun zurück zur Versuchsfläche:
Am 12.10.2022 erfolgte der Arbeitseinsatz. Konkret wurde folgendes getan:
6 Personen arbeiteten auf der Fläche. Im ersten Schritt wurden mit Kettensäge und Freischneider die Spätblühenden Traubenkirschen abgesägt bzw. abgeschnitten, mit Ausnahme älterer Exemplare mit einem Stammdurchmesser ab 10 cm.*  Einzelne dieser Exemplare wie auch Götterbäume wurden geringelt. Anschließend wurden das in großen Mengen angefallene Schnittmaterial mit Muskelkraft je nach Lage an die Außenränder der Fläche geschafft oder auf mehrere Haufen auf der Fläche zusammengetragen. Anderes Material bzw. Totholz blieb auf der Fläche. Vorteil des Schnittmaterials an den Außenrändern: Die so erstellte “Benjeshecke” stellt eine natürliche Barriere für Wild dar. Somit werden eine Umzäunung der Fläche oder Einzelbaumschutz überflüssig. Im Grunde war’s das schon. Also ohne große Maschinen wie Bagger, somit ohne Rückegassen, ohne Holztransport/-Aufbereitung usw. und ohne Zaun. Der sensible Waldboden ist somit unversehrt bzw. nicht verdichtet und die Humusschicht erhalten.

In einem nächsten Arbeitsgang werden im Winter 2022 (Termin noch offen) auf der Fläche unterschiedliche heimische Baumarten in unterschiedlichen Kombinationen gepflanzt sowie Saatgut bestimmter Arten ausgebracht. Hierbei mussten Kompromisse eingegangen werden, da aufgrund gewisser Vereinbarungen im Rahmen des Ökokontos bestimmte Baumarten vorgegeben sind. (Hätte das Aktionsbündnis vollkommen frei wählen können, wären die Zusammensetzungen etwas anders ausgefallen, nämlich deutlich stärker orientiert an natürlichen Pflanzengesellschaften bzw. der potentiell natürlichen Vegetation (pnV) an diesem Standort. Des Weiteren kommt in diesem Fall hinzu, dass auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche die vorhandenen Bedingungen relativ homogen sind, wodurch dann einige Baumarten eigentlich eher ungeeignet sind.) Dennoch ist das AB Waldwende Mannheim sehr zuversichtlich, dass sich hier tatsächlich ein Wald entwickeln wird.

Anmerkung/Hinweis:
Aus bestimmten Gründen war es am Einsatztag leider nicht mehr möglich, alles angefallene Schnittmaterial an geeignete Stellen auf der Fläche zu verbringen. Dies möchte das AB Waldwende Mannheim zeitnah mit einem Arbeitseinsatz nachholen sowie das Sammeln von Eicheln. Hierzu werden noch HelferInnen gesucht. Sobald der Termin steht, erfolgt eine Einladung per E-Mail. Interessierte können sich natürlich gerne bereits jetzt melden.

*Dies ist ein wichtiger Aspekt: Die alten Exemplare der Spätbl. Traubenkirsche sind bereits abgängig und somit in der Endphase ihrer Lebenszeit. Ein Fällen oder Rückschnitt käme einer Verjüngungskur gleich. Zudem spenden sie noch (gemeinsam mit den heimischen Bäumen) für ein paar Jahre Schatten, wodurch sich die Fläche (im Sommer) nicht so stark erwärmt und insgesamt mehr Feuchtigkeit auf der Fläche gehalten wird. Im Schatten dieser ‘Überhälter’ kann der Nachwuchs bestimmter Baumarten wie Hainbuche gut gedeihen. Und das Bodengefüge bleibt völlig intakt, da keine Wurzeln entfernt werden.

Versuchsfläche vor Bearbeitung (11.10.22). Viel Traubenkirsche im Unterwuchs.
Anderer Bereich vor Bearbeitung. Alte Exemplare der Traubenkirsche, aber auch relativ hoher Totholzanteil.
Wieder anderer Bereich vor Bearbeitung: Auch hier viel Traubenkirschen.
1 Tag nach der Maßnahme. (Aufnahme bei Regenwetter). Nun wesentlich lichter, aber nicht völlig frei gelegt bzw. besonnt.
1 Tag nach der Maßnahme, anderer Bereich. Alle heimischen Bäume und alte Traubenkirschen bleiben unversehrt.
Ostrand der Fläche zum Weg hin. Ein Teil des angefallenen Schnittmaterials wurde hierher verbracht und dient als natürliche Barriere für Wild (Verbissschutz).