Die Zerstörung des Kollekturwaldes Mannheim geht in die dritte Runde…

Der sogenannte Waldumbau des Kollekturwalds innerhalb des Landschaftschutzgebiets Käfertaler Wald in Mannheim schreitet unbeirrt voran.

Kürzlich (Dez. 2023) wurde die dritte „Umbau-Saison“ beendet und wieder wurde ein Bild der Zerstörung und Verwüstung hinterlassen. Diesmal auf 5 Flächen und angrenzende Bereiche. Drei der diesjährigen Umbauflächen liegen im Europäischen Natura 2000-Schutzgebiet. (FFH-Gebiet Nr. 6617-341)! Allerdings scheint die Schutzbedürftigkeit dieses Gebiets für die Verantwortlichen bzw. Waldeigentümerin, also der Stiftung Schönau (ehemals Evangel. Stiftung Pflege Schönau), keine Rolle zu spielen. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Man bekommt den Eindruck, dass man mit aller Gewalt versucht, den Wald zu vernichten, obwohl man formal gesehen und in der Außendarstellung einen „Ökologischen Waldumbau“ vollziehen will. Zielsetzung und Maßnahmendurchführung könnten widersprüchlicher nicht sein!

Diese Saison ist man sogar noch schonungsloser vorgegangen als bisher. Mehrfach wurde der Boden in unmittelbarer Nähe der Wurzelanläufe von älteren Bäumen (Kiefern, Eichen) mit schweren Maschinen befahren oder stark bearbeitet, sodass es hundertfach zu Wurzelbeschädigungen bzw. Wurzelabrissen kam. Somit werden die wenigen auf den Flächen verbliebenen Bäume in absehbarer Zeit absterben oder/und umfallen. Und abgesehen davon wurden auch dieses Jahr die Flächen wieder abseits der planmäßigen Befahrungslinien/Rückegassen kreuz und quer befahren. Auch für den Zaunbau musste (wieder) Wald dran glauben und wertvoller Waldboden ging durch großzügige Befahrung verloren. (Pro Hektar einmal außenherum sind mind. 1600 m² Wald-/Bodenverlust!)

Des Weiteren: Es wurde noch weniger Totholz auf den Flächen belassen als die Jahre zuvor. (Angeblich gibt es ein „Totzholzkonzept“, von dem bisher und erst Recht aktuell keine Spur zu sehen ist.) Bisher hatte man zumindest ein paar Stämme und nach den Rodungen der Spätbl. Traubenkirsche angefallenes Kronenmaterial auf den Flächen gelassen. Wenn auch auf bestimmte Bereiche konzentriert, aber immerhin. Diesmal wurde nach der (leider) üblichen Räumung der Flächen von Baumstämmen bzw. Holz „aller Art“ das restliche Material (Wurzeln, Äste, Rinde) nahezu vollständig gemulcht oder diesmal teilweise auch gehäckselt. Die Holzhackschnitzel wurden entweder +/- auf der Fläche verteilt oder in kreisförmige Bereiche, in denen gepflanzt wurde, geschafft. Als wolle man eine Art Gartenbeet oder ähnliches anlegen. Nicht gerade die beste Idee: Zwar wird die Oberfläche des Bodens ein Stück weit abgedeckt, allerdings hält dieser kleine Schutzeffekt nicht lange. Das Wasserspeichervermögen ist ziemlich begrenzt und zudem trocknen die Hackschnitzel während Trockenphasen schnell durch und können dann die Bodenoberfläche nicht (mehr) vor Austrocknung schützen. Die Hackschnitzel verrotten auch vergleichsweise schnell und somit sind die Nährstoffe nur für eine sehr kurze Zeit gebunden. Zudem steht nun anderen Organismen (Moose, Flechten, Pilze, Insekten u.a.) das Totholz als Nahrungsquelle oder Lebensraum nicht mehr zur Verfügung. Und zu allem Überfluss wurde der sensible Waldboden teilweise für den Mulch- oder Häckselvorgang erneut befahren. Vereinzelt hat man hier und da einen Stamm oder Teilkrone liegen lassen, sodass man im Nachhinein sagen kann, dass keine komplette Räumung erfolgte bzw. dass man diese Vorgehensweise als „Totholzkonzept“ nach außen verkaufen kann. Leider greifen hier nun bei dieser äußerst geringen Menge Totholz auf den Flächen nicht die eigentlich so wichtigen Funktionen, nämlich lange Bindung von Wasser + Nährstoffen + Kohlenstoff und Verhinderung von Bodenerosion. Totholz ist essentieller Bestandteil von zukünftiger Waldentwicklung. Je weniger Totholz, desto schlechter die Ausgangsbedingungen.

Und wieder erfolgten so ziemlich sinnfreie, „bunte“ Pflanzungen von Gehölzen, die weder an der potentiell natürlichen Vegetation noch an dem ursprünglich definierten Zielwald-Typ, dem Traubeneichen-Buchenwald orientiert sind. Man ist hier im Begriff eine Art Parklandschaft, ein Kunstgebilde zu kreieren. Oder man könnte auch sagen, ein offener Gehölzgarten. Mit Wald hat dies nichts zu tun. Zur Erinnerung: In einem europäischen FFH-Schutzgebiet! (Aber natürlich sind derartige Maßnahmen auch außerhalb von Schutzgebieten völlig unangebracht!)

Es ist schon ziemlich grotesk:
Man sollte annehmen, dass der Waldeigentümerin daran gelegen ist, auch in Zukunft noch einen Wald zu haben, der gesund, stabil und anpassungsfähig ist. Aber alles bisher unternommene wirkt dem diametral entgegen. Es ist auch bedauerlich, dass die mit der Projektdurchführung beauftragte Landschaftsagentur Plus auch nach inzwischen 2 Jahren eigene Erfahrung mit den anderen Umbauflächen und trotz aller naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und gut gemeinter Ratschläge u. Empfehlungen der Umweltverbände und anderer Dritter dogmatisch an Ihrem „Umbauprogramm“ festhält und nicht bereit ist, aus den Fehlern der Vergangenheit und verschiedenen Erfahrungen (aus unterschiedlichen Richtungen) zu lernen und umzusteuern. Dabei könnte es so einfach und auch kostengünstiger sein. Anscheinend fehlt hier jegliche Expertise und die Bereitschaft, „ausgetretene Pfade“ zu verlassen. Eine ziemlich ungünstige Kombination; für den Wald, die Artenvielfalt, die Grundwasserneubildung, die erholungssuchenden BürgerInnen und nicht zuletzt die Eigentümerin selbst. Und der Gipfel des Ganzen, den man eigentlich als blanken Hohn bezeichnen muss, ist die Tatsache, dass dieser „Waldumbau“ formal als ökologische Aufwertungsmaßnahme gilt und es entsprechend sogenannte Ökopunkte auf ein Ökokonto gibt, die dann für entsprechendes Geld verkauft werden können bzw. in diesem Fall weitestgehend bereits an die Deutsche Bahn verkauft sind. Eigentlich müsste es für diese vollzogene faktische ökologische Entwertung entsprechend Punkteabzug geben. Es kommt auch die Frage auf, wieso die zuständigen Behörden wegschauen und man den Verantwortlichen „freie Fahrt“ gewährt. Und eine Biologische Baubegleitung, die vor Maßnahmenbeginn zugesichert wurde, scheint es auch nicht zu geben. Dies wäre das Mindeste, um das Schlimmste zu verhindern.

Bleibt zu hoffen, dass doch noch eine gewisse Einsicht folgt und nicht weiterhin die (im Sinne der Kirche) „Schöpfung Gottes“ – ausgerechnet durch die Evangelische Kirche bzw. deren Vertretern – mit „Füßen getreten“ wird. Vielleicht klappt‘s ja 2024. 

 

Die folgenden Bilder zeigen ein paar Beispiele einer Umbaufläche im Süden des Kollekturwaldes, nördlich angrenzend an den Sandhofer Steinweg. (Aufgenommen 30.12.2023)

Holzpolter neben Umbaufläche
Geräumtes Holz auf Polter gestapelt
Bodenbefahrung
Bodenbefahrung und -bearbeitung
Wurzelschaden Kiefer
Boden bis zum Wurzelanlauf der Kiefer bearbeitet
holzhackscnitzel verteilt
Holzhackschnitzel auf Fläche verteilt.
Bodenbefahrung mit Wurzelschaden Eichen
Befahrung mit schwerem Gerät unmittelbar an zwei Stiel-Eichen vorbei.
Zaunbau und zusätzliche Befahrung
Großzügige Befahrung und damit verbundene zusätzliche Bodenschädigung um die Umbaufläche herum.